Rottenburgs Eltern sind wütend: Trotz jährlich steigender Kita-Beiträge wird die Kinderbetreuung immer kürzer. Am Hohenberg, für 50 Wochenstunden geplant, wird die letzte Ganztagsbetreuung in der Stadt gestrichen, weil mehr als drei Fachkräfte und FSJ-Kräfte fehlen. In St. Remigius können wegen Personalmangels nur fünf von sieben Gruppen geöffnet werden, sechs von 17 Stellen sind unbesetzt. Ganztagsbetreuung steht überall in den Sternen.
Erzieherinnen erkranken an Corona, müssen lange Dokumentationen schreiben, Elterngespräche führen und sind seit Jahren überlastet. Berufstätige Eltern und vor allem Alleinerziehende sind verzweifelt, denn sie haben Verträge mit festen Arbeitszeiten. Für die Leitung des Kindergartens Wendelsheim ist es „der Gipfel der Ignoranz“, wenn jetzt die Kitas dann „eben ein paar Kinder mehr pro Gruppe“ aufnehmen sollen (Grüne Landesvorsitzende Lena Schwelling) und zudem Kräfte für die wichtige Sprachförderung wegfallen. Das vertreibt die letzten Fachkräfte!
Seit Jahren wird bei uns der Stellenplan auf Kante genäht: Wenn Erzieherinnen plötzlich krank oder schwanger werden, können sie nicht ersetzt werden. Seit Jahren fehlt ein Konzept für Personalgewinnung. Leidtragende sind Kinder, (alleinerziehende) Eltern und noch vorhandene Fachkräfte. Die politisch Verantwortlichen wissen, dass die Geburtenrate steigt, Neubaugebiete wachsen, auch Geflüchtete haben Kinder. Kokon (Tübinger Verband privater Kita-Träger) zeigt, dass es anders geht. Seit einer Ausbildungsoffensive vor einem Jahr werden in 15 Gruppen 26 Nachwuchskräfte ausgebildet. Durch PIA-Stellen, Quereinsteiger und Schulfremdenprüfungen gewinnen alle.
Für ein gutes Rottenburger Gesamtkonzept braucht es eine Erhöhung der Fachkraftstellen auf 130 Prozent, mehr PIA-Stellen mit mehr Anleitungsstunden und Stellen für Sprachförderung (nicht nur für geflüchtete Kinder). Tageseltern sind kein billiger Notanker, sie müssen besser bezahlt und gleichberechtigt in die Gesamtplanung einbezogen werden. Denn Kinder garantieren unser aller Zukunft.