1. DIE LINKE dankt den Grünen für ihre Initiative zum weiteren Vorgehen beim Thema Schlachthof. Ihr Antrag beruht auf dem fraktionsübergreifenden Antrag von April 2020 im Kreistag, den CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke gemeinsam getragen haben.
2. Der aktuelle Antrag geht von der Stärkung der regionalen Lebensmittelproduktion, Verarbeitung und Vermarktung aus, die angesichts der Kriegssituation in Europa und dem Zusammenbruch der Lieferketten immer wichtiger wird, um eine Versorgungssicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten.
3. Eine nachhaltige regionale Kreislaufwirtschaft für gesunde Lebensmittel darf nicht nur den Schlachtprozess im Auge haben, sondern muss vom gesamten Ökosystem mit der Artenvielfalt ausgehen, das die Grundlage für eine nachhaltige Natur- und Kulturlandschaft in unserer Region ist. Viehzucht, Schlachtung und Erhalt unserer Naturlandschaft stehen in direkter Wechselbeziehung zueinander. Lokale Schlachthöfe wie der Rottenburger haben eine zentrale Bedeutung für Bauern, Metzger und Viehhalter, die neben der Aufzucht des Viehs eine entscheidende Rolle für die Habitate rings um Rottenburg spielen.
4. Diese kleinen Schlachthöfe stehen im krassen Widerspruch zu den Schlachtfabriken wie der von Tönnies mit ihrer Missachtung des Tierwohls wie auch den brutalen Ausbeutungsverhältnissen der Beschäftigten durch Subsubunternehmen. Deshalb besteht ein gesellschaftliches Gemeinwohlinteresse daran, lokale Schlachthöfe aufrechtzuerhalten und zu fördern.
5. Bisher gibt es für den Gemeinderat keinerlei Antwort auf dringende Fragen zum Zusammenhang von Schlachthof und Kulturlandschaft, wenn Schaf- und Ziegenzüchter zusätzlich mit langen Wegen zum Schlachthof belastet werden und sie ihre Viehzucht aufgeben müssen. Wer übernimmt dann die kostspielige Pflege unserer Kulturlandschaft, die in der Bewerbung für die Landesgartenschau noch eine so große Rolle gespielt hat?
6. Warum soll zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine offene Diskussion in der Bevölkerung im Landkreis über eine regionale Lebensmittelproduktion durch eine unbegründete Festlegung auf den Schlachthof Gärtringen abgeblockt werden? Warum soll Rottenburg mit einem Blankoscheck über 300.000 Euro den Gärtringer Schlachthof sanieren, obwohl es bis heute keinerlei Vertragsentwurf als Grundlage für eine Zusammenarbeit gibt? Was hat es mit der Gärtringer Aussage auf sich, dass der dortige Schlachthof noch weitere Landkreise gewinnen will, um rentabel zu wirtschaften? Welches Gewicht werden die Stadt Rottenburg, seine Viehhalter und Metzger dann noch haben werden?
7. Wir halten es deshalb für richtig, den Prozess in die Hände des Kreistags zu legen, ihn für alle Optionen ergebnisoffen zu halten und in der Bevölkerung die Diskussion über eine regionale Lebensmittelversorgung und über die Aufrechterhaltung von lokalen Schlachthöfen zu führen. Das wird der aktuellen Situation über die Versorgungssicherheit der Bevölkerung in Zeiten von Krieg und Umweltzerstörung gerecht und fördert den Zusammenhalt der Bevölkerung mit Viehhaltern, Metzgern und Naturschützern. Genau dies ist auch die Absicht von 14 Organisationen, deren Appell zur Aufrechterhaltung des Rottenburger Schlachthofes Ihnen vorliegt. Der Antrag der Verwaltung dagegen ist in allen wesentlichen Aspekten weder nachhaltig noch zukunftstauglich .